Was bedeutet eigentlich das Wort Presbyter ?

Das Wort Presbyter kommt vom altgriechischen „presbyteros\“, der Ältere. Im evangelischen Kirchenkreis Leverkusen gibt es 13 Presbyterien mit insgesamt rund 200 Mitgliedern, die auf vier Jahre gewählt sind. An den Wahlen teilnehmen darf man ab 16 Jahren, gewählt werden ab 18 Jahren. Bei den Wahlen im März 1996 lag die Beteiligung insgesamt bei 10 Prozent. Das Presbyterium ist oberstes Entscheidungsgremium der Gemeinde – auch in pastoralen Fragen.


In meine Arbeit als Presbyter gibt folgender Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 23./24.08.1997 einen guten Einblick:

 

„Nur wer mitmacht, kann auch motzen“

Nachwuchs in den Presbyterien als Lobby für die Jugend – Hohe Arbeitsbelastung, aber auch vielfältige Erfahrungen

Von Peter Seidel

Als sie gefragt werden, ob sie es bereut haben, sich zum Presbyter wählen zu lassen, schweigen die drei jungen Leute einen Moment lang. Aber nein, bereut hat es keiner von ihnen. Stepanie Wedlich (30), würde im Gegenteil „gern manchmal mehr in der Kinder- und Jugendarbeit machen“. Lars Pflugmacher (25) will „eine Lobby für die Jugendarbeit in seiner Gemeinde bilden“. Jörg Lehmann (25) findet es gut, „junges Blut ins Presbyterium hereinzubringen, um auch mal etwas sagen zu können“.

Wedlich, Pflugmacher und Lehmann sind drei der jüngsten Presbyter im gesamten evangelischen Kirchenkreis. Seit den Wahlen im März 1996 gehören den „gewählten Regierungen“ des Matthäus-Bezirks der Gemeinde Wiesdorf (Wedlich), des Bezirks Lützenkirchen der Gemeinde Opladen (Pflugmacher) und des Bezirks Alkenrath der Gemeinde Schlebusch (Lehmann) an.

Lehmann und Pflugmacher sind in ihren Presbyterien inzwischen anerkannte Fachleute für Jugendarbeit. „Bei Jugendthemen werde ich direkt angeguckt. Aber nicht im Sinn von: Das soll der mal machen. Die anderen Presbyter wollen wirklich wissen, was in der Jugendarbeit nötig ist.“ Lehmann wußte diese Lage zu nutzen. Einen bis vor kurzem fehlenden Jugendgottesdienst hat er mitangeregt. Pflugmacher nutzte die Rolle des „Kükens im Presbyterium“ auf seine Art: „Da konnte ich mir mit Fragen und Bemerkungen mehr herausnehmen, als es sonst möglich gewesen wäre. Aber man muß natürlich aufpassen, daß man nicht immer das Küken bleibt.“

Wedlich hat sich dagegen in den Finanz- und Personalausschuß ihrer Gemeinde setzen lassen. Außerdem macht sie im Rat der Kindertageseinrichtung als einzige Frau mit. „Ich habe ziemlich schnell gelernt zu sagen: Bis hierhin und mehr geht nicht“, erzählte die Mutter zweier Kinder.

Denn eines war den drei nicht klar, als sie von ihren jeweiligen Pfarrern gefragt wurden, ob sie für das Amt kandidieren wollen: „Daß es eben nicht mit der monatlichen Sitzung im Presbyterium und im Bezirk getan ist“, so Lehmann. Hinzu kommen Sitzungen in Ausschüssen, Arbeitskreisen und Organisationskomitees, die wiederum neue Arbeit nach sich ziehen.

Der gelernte Industrie-Kaufmann weiter: „Man kann daraus einen Fulltime-Job machen.“ Pflugmacher, Germanistik- und Geschichte-Student, fügte hinzu: „Überspitzt formuliert: Ich habe keine anderen Hobbys.“ Pflugmacher sitzt in neun verschiedenen Ausschüssen.

Wedlich hatte in der Vorweihnachtszeit 1996 ihr Aha-Erlebnis in Sachen Engagement. „Da gab es wegen der Neubesetzung einer Pfarrerstelle so viele Sitzungen, daß ich zu Weihnachten fix und alle war.“

Trotzdem: „Ohne Kirche geht nicht“, so Wedlich. Lehmann pflichtet ihr bei: „Während meiner Ausbildung habe ich eine Pause gemacht. Damals fehlte mir die Kinder- und Jugendarbeit sehr.“

Die Gründe für ihr ehrenamtliches Engagement sind vielfältig. Die Möglichkeit, selbst etwas verändern zu können, fasziniert alle drei. „Für mich hat das viel mit Politik zu tun. Man lernt zu diskutieren, sich zu einigen, politisch zu handeln“, so Pflugmacher. Wedlich, vor einigen Jahren vom Katholizismus in die evangelische Kirche übergetreten, auch weil sie dort für sich als Frau größere Möglichkeiten sieht, lehnt bloße Kritik an der Kirche ab.

„Wenn die Leute sich beklagen, daß die Kirche so verstaubt ist, sollen sie mitarbeiten. Wenn ich etwas verändern will, muß ich selbst ran. Dann kann ich auch motzen.“